“Gemischte Teams tun dem THW gut.”

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Eine THW-Helferin schaut durch einen Mauerdurchbruch und hat einen Daumen hoch.

Drei Frauen, die je eine der 66 Regionalstellen des THW leiten, berichten von ihren Erfahrungen.

Eine THW-Helferin schaut durch einen Mauerdurchbruch und hat einen Daumen hoch.
Weltfrauentag
Eine THW-Helferin schaut durch einen Mauerdurchbruch.
Quelle: THW

Das THW hat sich seit seiner Gründung in den 50er-Jahren stark gewandelt. Gab es anfangs nur männliche Helfer, sind mittlerweile 16 Prozent der Ehrenamtlichen weiblich. Im Hauptamt liegt der Anteil an weiblichen Beschäftigten sogar bei 41 Prozent. In Führungspositionen sind die Frauen aber noch unterrepräsentiert. Ein Beispiel: Im THW gibt es 66 Regionalstellen, die über ganz Deutschland verteilt sind. Weniger als 20 dieser Regionalstellen leiten Frauen. Drei der Frauen, die sich für eine dieser Leitungsfunktionen entschieden haben, berichten von ihren Erfahrungen. Zwei von ihnen arbeiten in Bayern, wo der Frauenanteil an den Regionalstellenleitungen besonders hoch ist, eine in Nordrhein-Westfalen, wo es nur wenige weibliche Leiterinnen von Regionalstellen gibt.

Petra Gärtner, Regionalstelle Schwandorf

Das Bild zeigt Petra Gärtner, die Leiterin der Regionalstelle Schwandorf.
Petra Gärtner
Petra Gärtner, Leiterin der Regionalstelle Schwandorf
Quelle: THW

Wie lange sind Sie schon beim THW tätig?

Seit dem 1.1.2022.

Wie sind Sie zum THW gekommen?

Das THW kenne ich unter anderem durch ehemalige Arbeitskollegen, die dort ehrenamtlich tätig waren. Ich komme aus Darmstadt, daher waren mir die dortige Regionalstelle und der Ortsverband aber auch schon bekannt. Nach meinem MBA-Studium wollte ich mich dann beruflich verändern. Als ich die Ausschreibung für die Stelle der Regionalstellenleitung gesehen habe, habe ich mich beworben und es hat auch gleich geklappt.

Wie ist die Zusammenarbeit mit Kolleginnen und Kollegen? Empfinden Sie es so, dass Sie mehr, weniger oder gleich viel Unterstützung bekommen als Männer in der Position?

Ich würde sagen, dass ich gleich viel Unterstützung erhalte. Ich musste mich einarbeiten und ein Stück weit auch durchboxen wie alle anderen auch, vor allem die, die von außen kommen. Es ist eben etwas Besonderes, mit Ehrenamtlichen zusammenzuarbeiten. Und dann gibt es noch die Bürokratie, die häufig anders ist als in der freien Wirtschaft und bei anderen Behörden. Und das beides zu vereinbaren war schon eine Herausforderung. Aber von dem, was ich mitbekomme, ging es meinen männlichen Kollegen da nicht anders. Wir haben alle gleich viele Tipps und Unterstützung von Männern wie von Frauen erhalten, die schon länger dabei sind.

Wie erklären Sie sich, dass in Bayern deutlich mehr Frauen eine Regionalstelle leiten als in anderen Bundesländern?

Mein Chef legt schon Wert darauf, dass es in etwa ausgeglichen ist. Das finde ich auch sehr gut. Dadurch haben wir viele Meinungen und besprechen Themen mit verschiedenen Sichtweisen. Ich habe aber keine Ahnung, ob es ein Zufall ist, dass sich hier in Bayern so viele qualifizierte Frauen bewerben. Ich würde es jedenfalls jeder Frau raten, es zu versuchen, eine Leitungsfunktion zu übernehmen.

Braucht das THW mehr Frauen in Führungspositionen? Wenn ja, warum? Wenn nein, warum nicht?

Ich finde es gut, dass das THW in den letzten Jahren immer mehr Frauen für sich begeistern konnte und bin optimistisch, dass der Trend so bleibt, aber eine Pflicht brauchen wir meiner Meinung nach nicht. Frauen Mut zu machen, sich Führungsaufgaben zuzutrauen, finde ich aber gut. In den Führungsteams brauchen wir eine gesunde Mischung. Wären alle Führungskräfte weiblich, hätten wir keine ausgeglichenen Diskussionen.
Allerdings: Im Bereich der Prüfteams brauchen wir meiner Meinung nach mehr Frauen, damit sich dort auch eine Perspektive für Helferinnen und Frauen im TW entwickelt.

Gibt es Fragen, die Sie immer wieder zu hören bekommen? Wenn ja, welche sind das?

Wie ich mit der Arbeitsbelastung zurechtkomme, auch wegen der unüblichen Arbeitszeiten und da wir ja immer flexibel sein müssen. Mir macht die Arbeit aber Spaß, ich arbeite gerne für das Ehrenamt, daher stört mich das nicht, auch außerhalb der üblichen Bürozeiten zu arbeiten.

Eine andere Frage, die ich oft höre, ist die, was ich denn eigentlich bei der Arbeit mache. Externe denken beispielsweise häufig, dass ich bei jedem Einsatz in der Region auch immer dabei sein muss.

Und die Ehrenamtlichen fragen mich oft, wann ich denn die Grundausbildung mache. Darauf kann ich jetzt endlich antworten, dass es bald losgeht, nämlich im September.

Welche Frage wollen Sie nicht wieder hören?

Es gibt keine Fragen von Externen, die ich nicht wieder hören will. Ich vertrete das THW und beantworte daher alle Fragen gerne immer wieder. Bei den Fragen von THW-Angehörigen gibt es eine Frage, bei der ich manchmal denke: “Da ist sie wieder.” Das ist die Frage der Ortsverbände nach mehr finanziellen Möglichkeiten für Ausstattung. Aber ich verstehe, dass sie fragen und das ist in Ordnung, das sollen sie ruhig auch weiterhin tun.

Was wünschen Sie sich für Ihre Regionalstelle besonders?

Die gute Zusammenarbeit in der Regionalstelle und mit den Ortsverbänden soll so bleiben. Nur wenn wir weiterhin so offen miteinander umgehen, können wir gemeinsam etwas erreichen. Darüber hinaus würde ich mir wünschen, dass wir uns mit anderen Regionalstellen aus anderen Landesverbänden austauschen können. Denn davon können wir meiner Meinung nach alle profitieren. Der Austausch mit den bayerischen Regionalstellen und dem Landesverband Bayern hilft unseren Regionalstellen und soll so offen und regelmäßig bleiben. Wichtig ist, dass das THW so weitermacht, dass Familie, Hobby und Ehrenamt unter einen Hut zu bekommen sind für jedes Geschlecht. Jeder soll sich wohlfühlen.

Silvia Gulden, Regionalstelle Hof

Das Bild zeigt Silvia Gulden, die Leiterin der Regionalstelle Hof.
Silvia Gulden
Silvia Gulden, Leiterin der Regionalstelle Hof
Quelle: THW

Wie lange sind Sie schon beim THW tätig?

Ich bin seit 1. August 2021 für das THW tätig.

Wie sind Sie zum THW gekommen?

In meinem vorherigen Beruf habe ich mich stets für die entsprechende Würdigung ehrenamtlicher Leistungen eingesetzt. Durch die Zusammenarbeit mit regionalen Bevölkerungsschutzorganisationen hatte ich erste Berührungspunkte zum THW. Dann bin ich auf die THW-Ausschreibung der Regionalstellenleitung in Hof aufmerksam geworden.

Wie kam es zu der Entscheidung, die Regionalstellenleitung zu übernehmen?

Mein Wunsch, Menschen zu helfen, ehrenamtliche Tätigkeit gesellschaftlich mehr bekannt zu machen und zu unterstützen sowie Netzwerke zu knüpfen und zu vertiefen haben mich zum THW gebracht. Mit der Position als Regionalstellenleiterin habe ich die Möglichkeit, diese nicht selbstverständliche ehrenamtliche Arbeit in der Öffentlichkeit stärker sichtbar zu machen und meine vorhandenen Netzwerke fürs THW einzusetzen. Vor allem ist es mir wichtig, mit unseren ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern zu sprechen und diese in ihrer Arbeit zu unterstützen. Ich muss sagen, ich bin stolz, mich für das THW und diese tollen Ehrenamtlichen zu engagieren.

Gab es Hindernisse?

Ich wurde im THW herzlich aufgenommen und werde von meinem Landesbeauftragten hervorragend begleitet. Erstmal wurde ich als Regionalstellenleiterin ohne THW-Vergangenheit eingestellt, was bedeutet hat, dass ich auf mehr Informationen angewiesen war als Menschen, die das THW bereits kennen. Vieles musste ich mir von Grund auf erarbeiten. Für mich war es wichtig, viel zu hinterfragen und zu lernen. Und das hört im THW meiner Meinung nach nie auf. Die Herausforderung lag darin, in kurzer Zeit wesentliche Informationen für eine schnelle und effiziente Einarbeitung in meiner Position als Regionalstellenleiterin zusammenzutragen. Meine Erfahrungen haben mir gezeigt, wie wichtig es ist, den Onboarding-Prozess weiter auszubauen, um den Einstieg ins THW für nachfolgende Neueinstellungen einfacher zu gestalten.

Wie ist die Zusammenarbeit mit Kolleginnen und Kollegen? Empfinden Sie es so, dass Sie im Vergleich zu männlichen Leitern mehr, weniger oder gleich viel Unterstützung bekommen?

Ich erlebe im THW einen kollegialen und respektvollen Umgang miteinander. Der Schlüssel liegt meiner Meinung nach in der offenen, vertrauensvollen Kommunikation miteinander. Im Hinblick auf die Unterstützung stelle ich keine Unterschiede fest.

Wie erklären Sie sich den hohen Anteil von Frauen an der Regionalstellenleitung in Bayern?

Ich denke, dass sich durch die Arbeit der Behördenleitung in den letzten Jahren viel getan hat und die Organisation bestrebt ist, mehr Frauen in Führungspositionen zu etablieren. Das ist ja auch ein bundesweites Ziel, nicht nur in unserer Organisation. Warum wir in Bayern einen sehr hohen Anteil an Regionalstellenleiterinnen haben, kann ich nicht beurteilen. Entscheidend für die Besetzung der Regionalstellenleitung ist das Auswahlverfahren und Anzahl und Qualität der Bewerbenden. Fakt ist, dass man sowohl mit den männlichen als auch mit den weiblichen Kolleginnen und Kollegen sehr gut zusammenarbeiten kann und das ist entscheidend.

Braucht das THW insgesamt mehr Frauen in Führungspositionen? Wenn ja, warum? Wenn nein, warum nicht?

Es ist eine Tatsache, dass der Anteil der weiblichen Regionalstellenleiterinnen bundesweit noch sehr gering ist. Auch im Ehrenamt ist deutlich Luft nach oben. Im Hinblick auf unsere Gesellschaft braucht es auch im THW eine gute Mischung zwischen Frauen und Männern in allen Laufbahnebenen. Wichtig ist es, diejenigen zu fördern, die etwas bewegen wollen, sich einbringen und mit Leidenschaft bei der Sache sind. Ohne Frauen ist das THW in der heutigen Zeit nicht mehr denkbar – und das gilt auch für Führungsfunktionen.

Gibt es Fragen, die Sie immer wieder zu hören bekommen? Wenn ja, welche sind das?

Ich werde immer wieder mal gefragt ob es mir im THW gefällt. Ich denke, jeder, der sich für das THW entschieden hat, kann stolz sein, Teil dieser großartigen, vielfältigen Organisation zu sein.

Welche Frage wollen Sie nicht wieder hören?

Da fällt mir eher eine Antwort auf eine Frage ein, nämlich: “Es muss alles so bleiben wie es ist, weil es schon immer so war.”

Was wünschen Sie sich für Ihre Regionalstelle besonders?

Wir alle wissen nicht, was die Zukunft bringen wird. Ich wünsche mir, mit meinem Team und den Ortsverbänden die kommenden Herausforderungen bestmöglich zu meistern. Es ist wichtig, das THW und das ehrenamtliche Engagement der Helferinnen und Helfer öffentlich noch bekannter zu machen und sie zu unterstützen.

Christiane Vieweger, Regionalstelle Bielefeld

Das Bild zeigt Christiane Vieweger, die Leiterin der Regionalstelle Bielefeld.
Christiane Vieweger
Christiane Vieweger, Leiterin der Regionalstelle Bielefeld
Quelle: THW

Wie lange sind Sie schon beim THW tätig?

Ich bin seit dem 1.9.1997 in der Regionalstelle Bielefeld tätig.

Wie sind Sie zum THW gekommen?

Ich habe die Stellenausschreibung der Sachbearbeitung Einsatz gelesen und diese hat mich angesprochen.

Wie war Ihr Werdegang innerhalb des THW?

Ich habe 1997 die Stelle als Sachbearbeiterin Einsatz übernommen. 2002 wurde ich Geschäftsführerin, heute Leiterin der Regionalstelle in Bielefeld.

Wie kam es zu der Entscheidung, die Regionalstellenleitung zu übernehmen?

Durch den Renteneintritt meines damaligen Chefs ergab sich die Möglichkeit und ich ergriff sie.

Gab es Hindernisse?

Ich denke, dass jede Führungskraft in solch eine Aufgabe hineinwachsen muss und dass dafür Zeit, Aus- und Fortbildung und Erfahrungsaustausch mit erfahrenen Führungskräften auf Augenhöhe nötig sind. Das hat leider nicht immer funktioniert, da musste ich mir vieles selbst organisieren und erarbeiten, manchmal auch erkämpfen.

Wie ist die Zusammenarbeit mit Kolleginnen und Kollegen? Empfinden Sie es so, dass Sie mehr, weniger oder gleich viel Unterstützung bekommen als Männer in der Position?

THW ist immer Teamwork. Wir sind immer nur so gut, wie auch unsere Zusammenarbeit mit den Kolleginnen und Kollegen gut funktioniert und wir alle die gleichen Ziele verfolgen.
Es gibt aus meiner Sicht kein Maß, woran ich das festmachen kann, ob ich mehr, weniger oder gleich viel Unterstützung bekomme. Wenn ich der Meinung war, ich benötige mehr Unterstützung, dann habe ich diese konsequent eingefordert.

Wie erklären Sie sich, dass der Frauenanteil in den Führungspositionen beim THW deutschlandweit sehr unterschiedlich verteilt ist?

Ich denke, dass Frauen sich oftmals noch immer nicht zutrauen, eine Führungsposition in einem von Technik stark geprägten Aufgabenbereich zu übernehmen. Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf bei oft auch ungünstigen Arbeitszeiten, so ehrlich müssen wir sein, spielt sicher ebenso eine Rolle. Frauen nehmen Inhalte von Stellenausschreibung oft wortwörtlich und gleichen ihre Kompetenzen und Fähigkeiten auf 100 Prozent Übereinstimmung ab. Da ist Mut zur Lücke gefragt. Manchmal bewerben sich auch einfach ausschließlich Männer.
Ich arbeite mit allen Regionalstellen-Leitungen in Nordrhein-Westfalen wahnsinnig gern zusammen, da wir uns in immer gegenseitig austauschen und unterstützen. Das macht Freude und gibt ein positives, motivierendes Wir-Gefühl.

Braucht das THW mehr Frauen in Führungspositionen? Wenn ja, warum? Wenn nein, warum nicht?

Ja, da geht auf jeden Fall noch mehr – sowohl auf allen hauptamtlichen Ebenen im THW als auch im Ehrenamt. Gemischte Teams tun uns als THW gut! Es kommen andere Blickwinkel, frische Ideen, komplett neue Wege auf den Tisch. Da entwickeln wir uns als THW insgesamt positiv weiter.

Gibt es Fragen, die Sie immer wieder zu hören bekommen?

Nein.

Welche Frage wollen Sie nicht wieder hören?

Was sollen wir mit Frauen im THW?

Was wünschen Sie sich für Ihre Regionalstelle besonders?

Dass in unserem Regionalstellen-Team alle gesund und fit bleiben, wir uns weiterhin in allen Lebenssituationen gegenseitig helfen und aufeinander achten. Außerdem, dass wir weiterhin mit unseren ehrenamtlichen Kameradinnen und Kameraden im Regionalbereich einen menschlich wertschätzenden und sachlichen Umgang auch bei Meinungsverschiedenheiten pflegen.

Original Quelle: THW Deutschland

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